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Kurzbericht zum 1. Internationalen Kongreß der
GTBB
vom Vorstand der GTBB und Mitgliedern der AG Nachtigall
Der 1. Bionik-Kongreß wurde veranstaltet von der Gesellschaft für Technische Biologie
und Bionik/Saarbrücken mit finanzieller Unterstützung des Bionik-Verbands/München. Sinn und Zweck war es, die Grundgedanken
der Technischen Biologie (Natur verstehen mit Hilfe der Technik) und der Bionik (Lernen von der Natur für die Technik) in
Wissenschaft und Wirtschaft zu verbreiten, für die Studierendenausbildung Technischer Biologie und Bionik zu werben, diese
Gedanken bei Wissenschaftlern und Studierenden, in Wirtschaft und Industrie zu verankern und damit eine Kongreßtradition zu
begründen.
Der Kongreß begann am 11. Juni mit einer Eröffnungsfeier unter Begrüßung durch den Sponsor, Herrn B. Werzinger vom
Bionik-Verband/München und durch den 1. Vorsitzenden der Gesellschaft für Technische Biologie und Bionik/Saarbrücken,
Prof. Dr. W. Nachtigall. Die von Herrn B. Werzinger verlesenen Grußworte des Ministerpräsidenten des Saarlandes, Oskar
Lafontaine und des Bundesumweltministers, Prof. Dr. Klaus Töpfer gingen auf die Bedeutung des Kongresses für ein "Lernen
von der Natur" und auf die heute so problematische gegenseitige Stellung der Antipoden "Natur"
und "Technik" ein: "Es gilt, an den Vorgaben der Natur die Technik zu optimieren, ohne die Natur damit zu
bekämpfen" (Töpfer). "Wir können nicht einfach aus der Technik aussteigen, sondern müssen ... ein neues Verhältnis
zur Natur entwickeln" (Lafontaine).
Es folgte eine einführende Darstellung des Problemkreises, in der die Bedeutung der Technischen Biologie und Bionik für ein
zukünftiges gedeihliches Miteinander von Natur und Technik herausgearbeitet wurde. Diese Überlegungen Prof. Dr. W.
Nachtigalls gingen dann unmittelbar über in seinen standortbestimmenden Vortrag "Technische Biologie und Bionik – was
ist das?" Der Gesamtkomplex wurde in Unterdisziplinen geteilt, und jede wurde mit einem charakteristischen Fallbeispiel
dokumentiert. Etwa 110 Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft folgten den Ausführungen. Es schloß sich ein Rundgang durch
die Ausstellungen an. Auf 50 großformatigen Tafeln, konzipiert und gestaltet von Dr. U. Warnke/Saarbrücken wurde dargestellt,
was Bionik heute bedeutet und morgen bedeuten kann. Die Ausstellung war allgemeinverständlich und graphisch überzeugend
konzipiert; sie wird in Zukunft in vielen Städten als Wanderausstellung zu sehen sein.
20 wissenschaftliche Posterdemonstrationen aus verschiedenen Arbeitsrichtungen unterstreichen den gegenwärtigen Stand
technisch-biologischer Forschung. Dazu kam eine Fernsehaufzeichnung über Struckturbionik, in der Prof. Dr. W. Nachtigall
moderierte, und eine vom gleichen Autor vorgestellte Dia-Schau über "Insektenkonstruktionen". Am Nachmittag fand dann auch
die Jahresversammlung der Gesellschaft für Technische Biologie und Bionik statt.
Der nächste Tag war wissenschaftlichen Referaten gewidmet. Die Rednerliste und ihre Themen finden Sie auf unseren
Internet-Seiten als Inhaltsangabe zum BIONA-report 8.
Nachmittags erfolgte die Verleihung des 1. Bionik-Preises an die Arbeitsgruppe Bechert/Berlin mit den Herren Dr. habil D.W.
Bechert, Dipl.Ing G. Hoppe, Dipl.Phys. M. Bruse und cand.ing. W. Hage. Das Forscherteam erhielt die mit DM 10.000,-- dotierte
Auszeichnung für experimentelle Untersuchungen zur Widerstandsminderung strukturierter Oberflächen. In seinem kurzen
Festvortrag führte Dr. habil D.W. Bechert aus, wie diese Arbeiten von biologischen Beobachtungen an Haifischschuppen
(Prof. Dr. W.-E. Reif/Tübingen) ausgegangen sind, wie sie dann über immer detailliertere Strömungskanal-Untersuchungen
zunehmend verstanden wurden und wie nach Abstraktion des Prinzips analog wirkende technische Oberflächen als geriefte
Kunstoff-Folien (Ribletfolien) gewonnen wurden. Auf Großflugzeuge geklebt, vermindern diese den Widerstand und helfen damit
massiv, Treibstoffe einzusparen. Die beträchtliche ökologische Relevanz dieses bionischen Prinzips folgt schon aus einer
einzigen Zahl: Ein Großflugzeug kann 100 Tonnen pro Jahr einsparen.
Der Kongreß, dem eine gut besuchte Pressekonferenz vorausgegangen war, hat bereits öffentliche Zustimmung gefunden. Von
Kongreßteilnehmern wurden allein an die 30 Interviews an Journalisten und Rundfunkreporter gegeben; auch das Fernsehen hat
instruktiv berichtet. Die Vorträge waren durchwegs wissenschaftlich hochkarätig, die Diskussionen detailliert und von großer
Offenheit.
Der Kongreß war ein Beginn. Zukünftige Aktivitäten müssen zum einen verstärkt auf Zusammenarbeit mit anderen bionischen
Einrichtungen hinwirken, zum anderen diese Aktivitäten noch stärker in der Öffentlichkeit verankern. Erst damit können diese
Bemühungen von Naturforschern und Ingenieuren politisch und wirtschaftlich durchschlagen.
Zum I. Internationalen Kongreß der GTBB erschien der BIONA-report 8.
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